Ganz abgesehen davon, dass jede Planwirtschaft früher oder später gescheitert ist, so wird eine gesunde Vereinsführung instintiv auf jede Einplanung von Erfolgen verzichten.
Was nämlich Ziele sind, so habe ich versucht, es im letzten Beitrag deutlich zu machen: Schulden. In diesem Fall verschuldet sich der Verein (MitgliederInnen) bei seinen SchachspielerInnen, welche von diesem einen Profit erwarten. Das bedeutet nichts anderes, als dass eine Zielsetzung im Vereinswesen eine Schuld mit sich selbst ist.
Eine planwirtschaftliche Vereinsführung, die sich also vor der Saison ein Ziel setzt, dass sie gerne erreichen will, um ihren Anlegern dieses auszuschütten, sieht sich ebenso dem Risiko ausgesetzt, bei Misswirtschaft schnell in eine Krise zu versinken. Wird diese Schuld mit längst getilgten summiert - wie etwa, dass man nach einem Abstieg wieder aufsteigen müsste und den Klassenerhalt in der soeben abstiegenen Liga schuldet -, so sind Kündigungen von Mitarbeitern nicht nur unter dem Gesichtspunkt zu verstehen, dass sie mit ihrem Lohn unzufrieden sind, sondern auch, dass die MitarbeiterInnen anscheinend denken, sie müssten jetzt mehr arbeiten. Es entsteht das Gefühl einer "vergeudeten" Saison in der unteren Spielklasse, was aber, rein faktisch gesehen, unmöglich ist, da Profit, beziehungsweise das Gefühl von Machterwerb, unabhängig von der Spielklasse entsteht. Das Glück eines Bezirksliga-Aufsteigers kann größer sein als das eines Oberligisten, wenn er sich seine Wachstumszahlen genauer ansieht.
Jede akribische Planung deutet vielmehr auf ein krankes Vereinswesen hin. Denn der geplante Erfolg wirkt dann wie ein Medikament, das dem Körper unbedingt fehlt, was er unbedingt benötigt, um sich auch gesund und munter zu fühlen. Dieses Scheinglück der Medikamente mildert das Leiden, bekämpft es jedoch nicht. Die selbstauferlegte Unzufriedenheit mit sich selbst (namentlich: der Pessimismus, der im Vereinswesen seinen Ausdruck darin findet, dass man Ziele benötigt, um sich besser zu fühlen), gilt als eine der bestgescheitertsten Dinge überhaupt. Pessimismus kann einfach nur falsch sein. Vielmehr lässt sich aus dem, woran überhaupt nicht geglaubt hat, was man überhaupt nicht als ein bewusst gesetztes Ziel hatte, mehr gewinnen als wenn man es als Ziel gehabt hätte. Dann würde nämlich die "Überraschung" fehlen.
Eine gesunde Vereinsführung spricht eben nicht über das, was ihr selbst schadet. Diese Zensur ist die Wahrheit des Vereins. Ein gesunder Verein will nichts außer seinen Siegen, die er nicht wollen kann, weil sie ihm sowieso zustehen. Die Zielsetzung von diesen Erfolgen wird erst im Nachhinein hinzugedichtet. Das Vereinswesen hat keine Ziele wie "rumdaddeln" oder "so oben wie möglich spielen". Das erwächst aus einem Rechtfertigungsglauben für die Zeit, die man investiert. Die Alternative ist also denkbar einfach: Ein starker und gesunder Geist verkraftet jede Überraschung. Das macht ihn siegreicher.